von Dr. med. vet. Lisa Goldinger
11. Oktober 2024 im Restaurant Baumgarten in Benken ZH

Lisa Goldinger ist Tierärztin für Kleintiere und war lange Jahre Mitinhaberin der Tierklinik tezet AG in Müllheim. Ihr Herz schlägt neben der klassischen Veterinärmedizin auch für die traditionelle Chinesische Medizin TCM mit Akupunktur und Kräutern. Seit ihrer beruflichen Neuorientierung Ende 2023 engagiert sie sich noch intensiver für den Tierschutz im Inland beim Tierschutzverein Steckborn und im Ausland bei NetAP und für soziale Projekte wie die Tiertafel in Kreuzlingen.


Unsere Hunde sind leider vielerlei Parasiten ausgesetzt, die sie massiv belasten können. Jeder Vierbeiner ist wohl im Laufe seines Lebens vom einen oder andern befallen. Man unterscheidet zwischen Endo- und Ektoparasiten. Ektoparasiten leben aussen auf dem Hund, sprich der Haut. Endoparasiten leben im Inneren des Hundes, im Darm oder in anderen Organen. Aktuell verursachen Hakenwürmer, Lungenwürmer und Giardien am meisten Probleme. Darum referierte Lisa Goldinger über diese drei Endoparasiten-Arten in unserem Verein.

Um uns die nicht ganz einfache Fortpflanzung der Grüseltierchen verständlicher zu machen, erzählte sie aus Sicht der Parasiten, beginnend mit den Giardien. «Giorgio ist eine Giardia-Cyste. Er wohnt gerade in der Wasserpfütze auf dem Trainingsplatz und freut sich, dass er soeben von einem Hund getrunken wird. Im Magen angekommen, wird es wegen der Magensäure etwas ungemütlich, Giorio bereitet sich auf das Schlimmste vor. Angeschlagen rutscht er in den Dünndarm, hier kommen die Gallensäure und Milchsäure dazu. Giorgio löst sich auf und schickt seine beiden Kinder, die Trophozoiten Trophy und Trypho, los.» – Auf diese Weise verstanden wir leicht die verschiedenen Entwicklungsstadien, amüsierten uns trotz Gruselkabinett köstlich und erfuhren auf unterhaltsame Art das Wesentliche über Giardien, Haken- und Lungenwürmer. Lisa Goldinger erwähnte auch die Gefahr der Zoonose für uns Menschen, die bei Giardien gegeben ist. Sie schilderte die Symptome und die Hygienemassnahmen. Ebenso erklärte sie uns die Behandlungsmöglichkeiten mit den verschiedenen Wurmmitteln und wie wir unsere Vierbeiner sonst unterstützen können.

Bei den Hakenwürmern lernten wir Hakan und Heike kennen, einen männlichen und einen weiblichen Hakenwurm, die sich via Pheromone auf Tinder gemeldet hatten und ein Dating Match erzielten. Aus der Vereinigung der beiden entstehen zig Tausende von Eiern, die Heike liebevoll Hookies nennt. Diese werden mit dem Kot ausgeschieden. Sie schlüpfen nach zwei Tagen aus dem Ei und werden zu Larven. Später häuten sie sich zweimal und gelangen auf verschiedenen Wegen in den Dünndarm: Ein Hund legt sich auf der Wiese auf sie. Eine Larve wird vom Vierbeiner aus dem Fell geleckt und verschluckt, eine Larve bohrt sich durch die Haut und gelangt via Blut oder Lymphe in die Kapillare eines Lungenbläschens, wo sie stecken bleibt. Sie bohrt sich weiter in den Luftraum der Alveolen. Bei einem Hustenanfall wird sie nach oben ins Maul gesaugt und sofort geschluckt. So landen beide Larven im Dünndarm und häuten sich nochmals. Sie wandern weiter durch die Darmschleimhaut und werden bei einer erneuten Häutung zu erwachsenen Würmern. Weitere Wege wurden uns von Lisa aufgezeigt, wie die Übertragung von der Mutter auf den Fötus oder die Übertragung durch die Muttermilch. Auch hier erklärte sie uns die Symptome, die Behandlungsmöglichkeiten und unterstützenden Massnahmen.

Bei den Lungenwürmern sind am Start Angio und Creno, zwei verschiedene Larven. Angio gehört zum Typ Angiostrongylus vasorum, dem französischen Herzwurm, und Creno zum Typ Crenosoma vulpis, dem Fuchslungenwurm. Die beiden sitzen in ihren «Rennwagen». Angio im Cornu aspersum, sprich der gefleckten Weinbergschnecke, und Creno im Arion fuscus, der braunen Wegschnecke. Lisa erläuterte uns den Werdegang dieser beiden Larven. Beide finden den Weg in je einen Hund, beispielsweise indem der Vierbeiner Gras frisst mit einer kleinen Schnecke dran oder eine tote Maus verschlingt mitsamt einer auf ihr kriechenden braunen Wegschnecke. Mittels anschaulicher Erzählung und eindrücklicher Bilder verstanden wir die Entwicklung der Lungenwürmer. Ganz gruselig, wenn man ein Bild eines Hundeauges mit einem sich darin aalenden Wurm sieht. Auch bei den beiden Lungenwurmarten erfuhren wir Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und unterstützende Massnahmen.

Ein zunehmendes Problem sind die Resistenzen der Würmer gegenüber den Wurmmitteln. Wichtig dabei sei, immer wieder die Gruppe der verschiedenen Anthelminthika zu wechseln. Das leuchtet ein.

Das Thema interessierte, Fragen über Fragen hatte Lisa Goldinger zu beantworten.

Nächsten Herbst wird uns Lisa über die wichtigsten Ektoparasiten informieren, also über die Mitbewohner, die sich auf der Oberfläche der Hunde tummeln, wie Flöhe, Milben, etc.

Silvia Peter